Unsere Tracht

Was ist Tracht?

 

Jahrhundertelang war Tracht das, was man trug.

Formenreichtum und Farbenvielfalt sind das Ergebnis eines langen

Entwicklungsprozesses, unmittelbar gekoppelt mit der Fertigkeit des Menschen, die Materialien,

die ihm jeweils zur Verfügung standen, zu behandeln und zu verarbeiten.

Eine große Rolle spielten zu dieser Zeit die Gesellschaft, die Kleiderordnung und die Mode.

Die Tracht unterschied einen Stand vom anderen.

Durch die Abgeschiedenheit der Talschaften und die geringe Mobilität der Menschen bildeten sich stark regionale Besonderheiten in Österreich aus: Die Tracht zeigte an, woher man kam.

Die sich verändernden Lebensumstände fanden Niederschlag in der Arbeitskleidung und auch in der Festtracht.

Die importierte Baumwolle und ihre maschinelle Verarbeitung bedeutete den Beginn der Vereinheitlichung,

auch wenn die traditionellen Materialien Schafwolle, Loden und Leder weiter in Verwendung blieben.

 (Klappentext zu „Tracht in Österreich“, Lipp/ Längle / Tostmann / Hubmann 2004)

 


Arbeits-Alltagstracht

 

Das große geschlossene Wachauer Weingebiet gehört zu jenen Landschaften Niederösterreichs,

die fast ohne Unterbrechung an ihren alten Trachten festgehalten haben.

In Krems und Stein lebten im Mittelalter 75% der Bevölkerung vom Weinbau.

Die Weinhauer waren schon sehr früh gemeinschaftlich organisiert, wie eine Nachricht von 1112 bezeugt.

Daher war auch ihre Kleidung und ihre Aufmachung gehoben und stattlich.

Zur Arbeit und im Alltag trugen Frauen und Mädchen dunkle Blaudruck-„Latzleibchen“mit doppelten Bogennähten

im sehr schmal geschnittenen Rücken, dazu eine schmale dunkelblaue ungemusterte Schürze.

(S.36ff, „Tracht in Österreich“, Lipp/ Längle / Tostmann / Hubmann 2004)

 

Die Wachauer Alltagstracht aus Blaudruck weicht von der allgemein üblichen Form ab,

denn sie ist um den Ausschnitt und Latz mit einer Baumwollrüsche (im örtlichen Sprachgebrauch „Froschgoscherl“)geschmückt. Diese eher ungewöhnliche Zier ist aus der Schanktätigkeit der Weinhauerinnen heraus zu erklären.

(S.38, „Tracht in Österreich“, Lipp / Längle / Tostmann / Hubmann 2004)

 

Das Dirndl, die Wachauer Alltagstracht der Mädchen und Damen, ist das klassische Blaudruckdirndl.

Sowohl der Stoff als auch der Schnitt sind unverwechselbar! Der Leib des Blaudruckdirndls hat eine Latzform mit einem ganz schmal geführten Rücken, der durch zwei Bogennähte stark geteilt erscheint.

Um den Halsausschnitt, den spitzförmigen Latz und die Armlöcher wird als Auszieher

eine Baumwollbandrüsche aufgenäht.

Die dazu passende Bluse hat gezogene, gerüschte Ärmel und ist so geschnitten dass sie unter den Leib passt.

Die Schürze ist einfarbig in Blautönen gehalten.

 

Die Arbeitstracht der Winzer ist seit jeher

zweckhaft bestimmt und war für Burschen und Männer gleich.

In der Wachau kamen zu den kurzen Kniehosen bis zur Wadenmitte reichende Stiefel

und ein breitkrempiger Hut.

 



Der Tellerhut mit dem Frauenhaar

Unser Tellerhut ist in den Märztagen von 1848 als Nachfolger des „Quäkerhutes" (erinnert an die klassische Melone) in Wien entstanden.Geschmückt wird er von einem in der Wachau heimischen Steppengras (Stipa pennata), das auch als "Frauenhaar" bezeichnet wird. Weiters schmücken             unsere Burschen ihren Hut mit Anstecknadeln, die auf den

diversen Reisen gesammelt wurden.



Die Wachauer Goldhaube

 Besonders berühmt sind die Goldhauben der Frauen, die

zur Festtracht getragen werden – eine kostbare Handarbeit aus Brokat, Seide und Goldspitzen. Die Wachauer Goldhaube zählt zu den sogenannten "Brettlhauben".

 

Die Tendenz den oberen Teil des Bodenrandes hochzuziehen,

konnte aber auch zu „brett“-artigen Effekten führen.

Das bekannteste Beispiel solcher Brettlhauben ist die Wachauer Haube.

 Original Goldhauben bestehen aus einem Rückenteil, der einer geschweiften Sessellehne ähnelt und einem Kopf-Scheitel-Teil. Beides besteht in der Regel aus gelbem oder wie Gold wirkendem Brokat.

Es gibt aber auch Wachauerhauben aus broschiertem oder aus schwarzsamtenem Material.

(S.179, „Tracht in Österreich“, Lipp / Längle / Tostmann / Hubmann 2004)

 

Die Wachauer Goldhaube war früher ein Statussymbol der privilegierten, bürgerlichen Schicht.

 In der Schilling-Ära war die Goldhaube auf dem „Zehner“-Geldstück  abgebildet.



Die Festtagstracht der Frauen

 Für die Wachauer Festtagstracht der Frauen werden Brokatstoffe verwendet. Der Rock ist lang und weit, dazu trägt man ein spenserartiges, in Falten gelegtes Oberteil mit bauschigen Ärmeln. Diese werden genauso wie der Kragen von Rüschen umrahmt.

Im Halseinsatz wird ein in Falten gelegter Einsatz getragen (das Plastron). Dazu eine Schürze aus passendem Brokat.

 Die Wachauer Festtagstracht der Mädchen und Damen wird schon im Jahr 1627 wie folgt zitiert:

„stattliche und hochverbrämte Kleider und Mäntel von Sammet und Seiden, hochverbrämte Mützel,

große dicke Krägen von Byske, Hauben aus köstlicher Leinwand gestickt… Die Frauen“, so heißt es weiter, „laufen umher als wollten sie zu einer Hochzeit gehen“.

(S.37, „Tracht in Österreich“, Lipp / Längle / Tostmann / Hubmann 2004)

 




Trachtliches Beiwerk

 Ein sehr beliebter Schmuck  zur

Wachauer Tracht

ist der Granatschmuck. Erst durch seinen Schliff zeigt der Granat seine satte rote Farbe und entfaltet so seinen leuchtenden Glanz.

Seit jeher wurden dem Granat auch magische Kräfte sowie heilende Wirkung zugesprochen.

Besonders gängig sind der Rosen- und der Cabochonschliff, dabei wird der Granat in eine Silberfassung eingearbeitet. 

 



Der Gehrock

 Der Gehrock ist eine doppelreihige Jacke für Herren mit knielangem, angesetztem Schoß, die besonders im 19. Jahrhundert zu festlichen Anlässen getragen wurde. Entstanden ist der Gehrock um 1800 aus dem "Justaucorps" des Rokoko,

das in der Konstruktion auf die Wämser des 17. Jahrhunderts zurückgeht.


Der Kalmuck

 

Die Jacken aus Kalmuckstoff wurden

aufgrund ihrer Robustheit seit jeher

von den Schiffsleuten und Flößern an der Donau getragen.

Mit dem Ende der traditionellen Flößerei und

unmotorisierten Frachtschifferei Mitte bis Ende des

neunzehnten Jahrhunderts,

fand auch dieser Janker immer weniger Verbreitung.

Lediglich in der Wachau wurde diese robuste Arbeitsjacke von

den ansässigen Winzern übernommen.

Der "Kalmuck-Janker" mit seinem typischen Muster

zählt bis heute zur traditionellen Wachauer Tracht.


Die Kniebundhose

Die Kniebundhose ist eine halblange Hose.

Als traditionelle "Culotte" fand sich die halblange Hose in der französischen Herrengarderobe des 16. und 17. Jahrhunderts. In der Länge gleicht die Kniebundhose der  alpenländischen Knickerbocker aus Leder, hat jedoch eine engere Passform und einen Bund knapp unterhalb des Knies.


Die Stutzen

Die Stutzen dienen als Kälteschutz oder zum Verdecken von zu viel nackter Haut, was zu Beginn des

19. Jahrhunderts durchaus gewünscht war.